Wir fuhren von Macas an die ecuadorianische Küste, surften durch Ayampe
und flogen, nachdem wir Janinas Zähne in Quito geflickt hatten, nach México, in
ein riesiges, für uns unbekanntes Land. Immer noch spanischsprachig aber
anders. Hier heisst der Kugelschreiber „pluma“ statt „esfero“, der Strohhalm
„popete“ statt „sorbete“ und Schweinefleisch nennt man weder „cerdo“ noch „chancho“
sondern „puerco“.
Man duzt einander
anstelle der Höflichkeitsform, das Essen ist unglaublich variantenreich und die
kulturellen Wurzeln der 125 Millionen Einwohner, welche zusammen neben Spanisch
62 indigene Sprachen sprechen, sind an ihrer Vielfältigkeit kaum zu überbiete.
Das Land ist geschätzte 13'000 archäologische Stätten schwer. Wir starten unser
Abenteuer in Ciudad de México kurz CDMX, einer Stadt die gleichviele Einwohner
zählt wie die ganze Schweiz zusammen. Ausser der Anzahl Bewohner ist dies
jedoch die einzige Gemeinsamkeit, welche wir im Vergleich mit der Schweiz
entdecken. Unterschiede hingegen gibt es viele: mexikanisches Essen an jeder
Strassenecke (ist jetzt nicht sooo verwunderlich), eine erschlagend grosse
Auswahl an Bars, Restaurants aus aller Welt, architektonische Meisterwerke von
Museen, Künstlervierteln und eben auch Barrios, die man aufgrund ihrer
Gefährlichkeit nicht besuchen kann. Seit Medellín, Bogotá und Quito dreht sich jeweils
unsere erste Frage an die Einheimischen, um eben diese Viertel, nicht dass wir
da aus versehen reinlaufen. Die Faustregel in den von uns besuchten, süd- und mittelamerikanischen
Grossstädten ist ohnehin, dass man nachts nur mit Uber und Taxi unterwegs ist,
seinen Fotoapparat zu Hause lässt und Schmuck gar nicht erst anzieht. Unter den
zehn gefährlichsten Städten der Welt sind traurigerweise fünf aus México zu
finden und eine makabre Rechnung zeigt, dass in Mexiko pro Jahr jede 4000ste
Person an einem Gewaltverbrechen stirbt, in der Schweiz hingegen nur jede
160'000ste Person. Aus was für einem unfassbar sicheren Land wir doch kommen,
schiesst es mir jeweils durch den Kopf. Die Menschen hier sind mit der
Kriminalität bzw. der damit einhergehenden Angst aufgewachsen und wir haben
gelernt, damit zu leben. Wenn man sich über die gefährlichen Orte informiert,
dann einen grossen Bogen darum macht, um die unendliche Vielfalt dieses Landes
zu geniessen, ist man auf der sicheren Seite. Ciudad de México hat es uns
jedenfalls sowas von angetan und schloss innert ein paar Tagen zu unseren Lieblingsstädten
Bangkok, Medellín und New York auf. Die Gewaltverbrechen sind zu einem hohen
Anteil den Bandenkriegen zwischen Drogenkartellen zuzuordnen, bei welchen aber
immer wieder auch Zivilisten getötet werden, da sie zur falschen Zeit am
falschen Ort sind. Als Beispiel sei die Touristenhochburg Cancún genannt, die
bei einer Grösse von gut 700'000 Einwohnern unter den 35 meistbesuchten Städten
der Welt rangiert. Mit der steigenden Anzahl Touristen in den letzten Jahren, schwoll
auch die Kriminalität an. Galt Cancún vor ein paar Jahren noch als sicher, ist
dies heute anders. Mehr Touristen bedeuten mehr potentielle Konsumenten, mehr
Konsumenten bedeuteten mehr Geld und da es unterschiedliche Kartelle auf eben
dieses abgesehen haben, gibt es mehr Kriminalität und Morde. Fast immer geht es
um Kokain. Nahezu 90% des in Amerika konsumierten weissen Schnees, wird durch México
geschleust, welches seit 2006 über 200'000 Tote im Drogenkrieg zu beklagen hat.
Bevor man sich das weisse Pulver das nächste Mal durch die Nase zieht, sollte
man es sich vielleicht noch einmal überlegen und dann einfach sein lassen. Oder
auf eine andere (synthetische) Droge umsteigen, davon gibt es ja bekanntlich
eine grosse Vielzahl.
Kurzer Youtube Film über unsere Ferien in Ayampe
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