Ausschlafen, aufwachen, Vorhänge öffnen und den Blick in den
Palmenblättern verweilen lassen, die man vom Bett aussieht und sich in starkem
Kontrast vom blauen Himmel abheben. So haben wir uns unsere Ferien vorgestellt
und so ist‘s gekommen. Nach einer zwölfstündigen Busfahrt durch drei Klimazonen
und einmal quer durch Ecuador, sind wir am Strand von Montañita angekommen. Die
täglichen Aufgaben bestehen nicht darin Kinder zu unterrichten und für diese zu
kochen, sondern einzig und allein zu entscheiden, wo man heute Essen will, wie
oft man sich im Meer abkühlt und ob man den Sonnenuntergang anschauen will oder
nicht. Unser Hostel liegt etwas abseits des Trubels aber doch nur zwei
Gehminuten des schönen, langen Sandstrandes entfernt. Es ist ideal gelegen und
wir bemerken rasch, dass in Montañita vor allem Langzeitreisende und keine
Kurzurlauber zu finden sind. Dies kommt uns sehr gelegen, zählen auch wir zu
Ersteren und können so unser Spanisch weiter verbessern. Weil hier sprechen
fast alle, egal ob Franzosen, Italiener oder Deutsche, sehr gut Spanisch. Wir
fühlen uns wohl hier und obwohl Montañita ein winziger Ort ist, gibt es
genügend leckere Restaurants und hübsche Bars, wo wir uns die Mägen
vollschlagen beziehungsweise die Lampen füllen können. Hin und wieder erinnert
es uns an die Strände des berühmt, berüchtigten Goas in Indien, einfach mit
besserer Infrastruktur und weniger Hundekacke am Strand. Wie in Goa hat es hier
nicht nur Langzeitreisende, sondern auch hängengebliebene, verlorene, europäische,
von Alkoholkonsum und Drogen gezeichnet Seelen, deren Tagesgeschäft darin
besteht, Federkopfschmuck, Ohrring und selbstgeknüpfte Armbänder zu verkaufen. Den
Federkopfschmuck lassen wir links liegen, aber ein Armband und ein Paar
Ohrringe gönnen wir uns für insgesamt neun Dollar, auf Weihnachten hin, dann
doch. Es ist ein verführerischer Ort, welcher trotz der vielen Touristen einen
speziellen Charme versprüht, der nur schwierig zu beschreiben ist. Man kriegt
hier alles Legale, Illegale und Westliche was das Herz begehrt und trotzdem ist
es nicht eine heruntergekommene, seelenlose, erbärmliche Partydestination, wie
wir sie an anderen Orten dieser Welt schon öfters vorgefunden haben. Obwohl für
uns die Leute etwas zu entspannt und zu gechillt sind und ohne Problem einen
ganzen Tag in der Hängematte und einem Umkreis von drei Metern darum herum
verbringen können, sind sie nett, zugänglich und interessiert. Nach fünf
Nächten, der Hostelweihnachtsfeier, zwei Surfnachmittagen und vielen
gemütlichen Stunden in Kaffees und Bars, zieht es uns für eine Nacht an den 25
Kilometer entfernten Strand in Ayampe. Dort trifft man fast keine Touristen an
und wenn doch, sind es Surfendeyogameditationsveganerinnen. Auch nicht gerade
das, was wir verkörpern, aber entspannt ist es hier alleweil, eben auch dieser
Menschen wegen.
Sonnengebräunt und erholt setzen wir uns am Jahresende in den
Doppeldeckerbus nach Quito, wo wir am Morgen des 29. Dezembers ankommen, um
nach dem Einchecken schnurstracks in unserem Lieblingsrestaurant Frühstück zu
essen. Mit gleich viel Sonne wie in Montañita, nur bei kühleren Temperaturen,
gehen wir ähnlichen Beschäftigungen nach wie ein paar Tage zuvor an der Küste.
Lecker essen, viel Kaffee trinken, quatschen, Nächte zum Tag machen und die
Pärke geniessen. An Neujahr stossen wir mit Freunden aus der Schweiz an und
schauen den Quiteños (Stadtbewohner Quitos) beim Verbrennen menschengrosser
Puppen, welche aus Holz und Papier bestehen, zu. Die muñecas (Hampelmänner)
werden vor Silvester gemeinsam gebastelt und mit einer Maske versehen, welche
meist berühmte Politiker, Schauspieler oder Sportlerinnen verkörpern. Durch das
Verbrennen werden böse Geister vertrieben und alles Schlechte aus dem letzten
Jahr wird so hinter sich gelassen. Wir sind also bestens gewappnet für alles
was kommen mag, haben wir doch auch bei solch einer Verbrennung zugeschaut. Nach
einem Zwischenstopp in Baños sind
wir nun in Macas angekommen und starten gut genährt, erholt und motiviert ins
neue Jahr. Hier bleiben wir noch vier bis fünf Monate und wohin es uns danach
zieht, steht noch in den Sternen. Nur so viel ist (ziemlich) sicher: Nach 2017
in China und 2018 in Ecuador wird Silvester 2019 für uns in der Schweiz
stattfinden.
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