Unterwegs und ohne
eigene Bleibe sind wir seit dreizehn Monaten, acht davon im Ausland, an 90
verschiedenen Orten haben wir in den gut 400 Tagen geschlafen und im Schnitt
alle viereinhalb Tage Unterkunft gewechselt, um weiterzuziehen. Es ist ein
grosses Privileg dies machen zu können, das Glück auf seiner Seite zu wissen,
in der Schweiz geboren zu sein und damit einen Pass in den Händen zu halten,
der es einen erlaubt, überall hinzureisen, um dann irgendeinmal in einen
sicheren Hafen wie der Schweiz zurückzukehren. In ein Land wo niemand Hunger
leidet, kein Krieg herrscht, die Strassen sauber und sicher sind, wo wir
Sozialversicherungen haben, uns Krankenkassen leisten können und Dinge in
geordneten Bahnen laufen. Wir haben uns aus unserem geliebten Umfeld aufgemacht
Intensität, Glück und Schönheit zu suchen. Dies ist äusserst spannend,
herausfordernd, intensiv, oft aber auch anstrengend und zum Teil traurig. Wieso
denn anstrengend, mögen sich einige von euch vielleicht fragen. Nun, Reisen
ist, so fest wir dies auch lieben und ihm verfallen sind, nicht das gleiche wie
Ferien, sondern nach einer gewissen Zeit Alltag, wo es Hürden zu überwinden,
mühsame Dinge zu ertragen und Herausforderungen anzupacken gilt. Genau wie auch
in der Schweiz nur eben mit schönen Stränden, Sonnenuntergängen, Cocktails,
Currys aber ohne Sozialversicherung und einer Krankenkasse die nicht zahlt,
wenn sie sollte.
Viel haben wir in dieser Zeit gesehen, gelernt, gemacht,
geliebt, gehasst, uns getraut, auf Dinge vertraut und Sachen aufgebaut. Mit und
nach dem Zirkus sind wir umgezogen, ausgezogen um uns auszutoben, zu reisen, zu
lernen, zu helfen, zu sehen uns die Haare zu verwehen, weiterzumachen und
weiterzugehen. Wie macht man das, fragen wir uns immer mal wieder, für wie
lange und wie wird es einem dabei nicht Bange? Zu künden, die Wohnung
aufzugeben, sein Hab und Gut wegzugeben, zu verschenken, verkaufen um dann
loszulaufen, mit weniger Dingen zu leben, weniger auszugeben und aus dem
Rucksack zu leben. Einen anderen Lebensweg einzuschlagen, weiter zu fragen,
Luxus auszuschlagen, Sicherheit aufzugeben um neu weiterzuleben. Wer hat das
schon gemacht, wo können wir nachfragen, wenn wir verzagen, versagen, uns
verirren, die Nerven verlieren oder uns die Hirne gefrieren, ab dem was wir sehen,
machen während wir weinen und lachen? Es gibt dafür keine Anlaufstelle, keine
Hotline und keine Telefonzelle. Wir müssen unseren Weg wohl selber finden,
dabei nicht erblinden, die schönen Sachen geniessen, vor den Traurigen die
Augen nicht verschliessen und hoffen, dass daraus neue, schönere Dinge
spriessen.
Acht verschiedene Länder, mit vielen zu Freunden geknüpften
Bändern, viele neue Sachen zum Machen, zum Nachdenken und zum Lachen. Gelernt
haben wir viel, nun noch Lehren, das wär das Ziel. Bald in Ecuador, so stellen
wir uns dies jedenfalls vor, wollen wir helfen, mitarbeiten, Dinge verändern,
seien es auch nur Kleinigkeiten. Wir fühlen immer noch ganz stark, dass wir
genau dies wollen, loszugehen, herumzutollen, das Leben zu leben im Vollen.
Aber einfach ist es nicht, ohne Familien, Freunde und Struktur, in der grossen
weiten Welt, unterwegs in einer Subkultur.
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