Vor genau drei Wochen
haben wir das erste Mal in unserem Leben, den Fuss auf den südamerikanischen
Kontinent gesetzt. Morgens um 4:00 Uhr landen wir in Bogotá, um im Halbschlaf
per Taxi unser Hotel aufzusuchen. Beim Einchecken um 5:00 Uhr morgens, merken
wir schon zum ersten Mal, dass es sich gelohnt hat, für knapp sechs Monate
jeden Tag eine Stunde Spanisch in unserem Spanischbuch zu büffeln. Denn
Englisch spricht hier niemand. Nach drei Stunden Schlaf torkeln wir die Treppen
runter, um auf Spanisch die Frühstückseier zu bestellen und mit Händen und
Füssen herausfinden, dass man SIM-Karten direkt gegenüber dem Hotel kaufen kann.
Eine halbe Stunde später sind wir im Besitz zweier SIM-Karten und mächtig stolz
auf uns. In Bogotá bleiben wir nur zwei Nächte, da wir möglichst schnell nach
Medellín gelangen müssen, um in unsere Airbnbs einzuchecken und mit den
Spanischlektionen zu beginnen.
Hier sind wir nun seit
18 Tagen, in Medellín der zweitgrössten Stadt Kolumbiens, welche uns mächtig
imponiert. Verschiedenste Dinge assoziiert wohl jeder von uns mit dieser Stadt.
Sei dies der mehrjährige Bürgerkrieg welcher hier gewütet hat, das Medellín-Kartell
um Pablo Escobar oder aber die Fussballnationalmannschaft an der diesjährigen
WM. Was wir bisher angetroffen haben sind schöne Pärke, unglaublich nette,
lebensfrohe Menschen, leckeres Essen und eine saubere Stadt. Ach ja und die
wohl bestriechendsten Menschen weltweit. Egal ob man dem Mann mit dem Mülleimer
in der Hand nachläuft, in einem Restaurant oder einem vollgestopften Bus sitz,
überall riechen die Menschen wie frisch geduscht. Dies hat anscheinend mit dem
Schönheitsideal Kolumbiens zu tun, welches sich in unzähligen
Schönheitsoperationen niederschlägt (weltweit auf Rang sieben) und der damit
einhergehenden Körperhygiene. Wir haben mittlerweile jedenfalls immer unser Deo
und ein Parfum dabei, nur um sicherzugehen, dass wir nicht die stinkenden
Gringos sind.
Wir lernen unglaublich
viel über die blutige und brutale Geschichte dieses Landes und sind uns
bewusst, dass wir in einem Stadtteil wohnen, wo ein eher reiches Kolumbien anzutreffen
ist. In andere Stadteile, wie zum Beispiel der «Comuna 13», werden wir uns bei Nacht nicht begeben, sagt man doch, dass man dort nicht lebend herauskommen würde.
Noch in den 90’ Jahren kamen in Medellín bis zu 6'500 Menschen gewaltsam zu
Tode, knapp 18 Menschen pro Tag, was der Stadt den traurigen Titel der gefährlichsten
Stadt der Welt einbrachte. Vieles hat sich seither zum Besseren gewendet, aber
der Frieden ist sehr fragil und hängt an einem seidenen Faden. Vor drei Wochen
fanden die Präsidentschaftswahlen statt und man konnte zwischen einem
rechtskonservativen und einem ehemaligen Guerillakämpfer
der M-19 wählen. In der Stichwahl hat sich der rechtskonservative Ivan Duque
durchgesetzt, welcher ein vehementer Gegner des
Friedensvertrags mit den Farc-Rebellen ist. Kündet er diesen Vertrag, mag man
sich die Auswirkungen davon gar nicht vorstellen. Den schon kurz nach der Wahl
wurden in ländlichen Gebieten mehrere Oppositionspolitiker erschossen,
offiziell weiss man jedoch nicht wer die Attentäter waren.
Wir jedenfalls
wünschen den Menschen hier nur das Beste, Frieden und weiterhin einen sozialen
und ökonomischen Aufschwung. Gespannt schauen wir zu und lernen.
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