In den 40 Tagen,
welche seit unserem letzten Post aus Nepal verstrichen sind, flogen wir um den
halben Globus, machten in fünf Ländern auf vier verschiedenen Kontinenten Halt
und besuchten viele liebgewonnene Menschen. Zuerst sind wir für 16 Tage in die
Schweiz zurückgekehrt, wo wir nicht nur von Freunden und Familien, sondern auch
vom Wetter wärmstens begrüsst wurden. Es war eine wunderbare, energiespendende und
intensive Zeit, welche wir in der Schweiz verbringen durften. Die weniger
lustigen Dinge wie Arzt-, Zahnarzt- und Botschaftsbesuche wurden von den
gemeinsamen Nachtessen, Ausflügen, Partys und Gesprächen mit unseren Freunden
bei weitem übertroffen. Der eigentliche Grund, weshalb wir uns schon vor einem
Jahr entschieden haben, im Juni in der Schweiz zu sein, war die Hochzeit von Benj’s
Bruder, Nik, und seiner geliebten Pierina. Und diese Hochzeit, welche unter dem
Thema Rock & Grunge stattfand, war einfach nur wunderwunderschön und in
Worten nicht zu fassen!
Unsere nächsten
Stationen waren New York, wo wir unsere lieben Weltreisefreunde trafen, Ridgewood,
wo wir herzlichst von Janinas Verwandten begrüsst wurden und dann erreichen wir
schliesslich, nach einer langen Busfahrt, Montreal, wo uns Gaël, einer der
Artisten aus dem Zirkus Monti, in Empfang nimmt. Die Reiseroute Zürich – NYC –
Montreal – Bogotá haben wir schon während dem Zirkus gebucht, da wir Gaël unbedingt
wiedersehen wollten und es uns gleich viel gekostet hätte, wie wenn wir von Zürich
nach Bogotá geflogen wären.
Es ist 19 Uhr, wir
fahren durch den unschönen Teil Montreals mit all den grossen Hochhäusern,
biegen nach rechts ab und kommen beim Busbahnhof zum Stehen. Schon beim Aussteigen
erblicken wir Gaël und fallen ihm sogleich um den Hals. Gemeinsam fahren wir zu
seiner Wohnung und es fühlt sich so an, als sei das halbe Jahr, in welchem wir
uns nicht gesehen haben, gar nie geschehen. In der Eingangstür empfangen uns
Andréanne, seine Freundin, und ein herrlicher Duft, der aus der Küche strömt.
Bei leckerem Essen und gutem Wein sitzen wir zu viert auf dem Balkon und
tauschen uns aus, bis wir vor Müdigkeit fast ab den Stühlen kippen. Nach einer
kurzen Nacht fahren Gaël und wir, Andréanne bleibt auf Grund ihrer Arbeit in
Montreal, ins 1.5 Stunden entfernte Saint-Côme, wo die zwei ein lauschiges,
bewaldetes Grundstück erworben haben und ein Haus am bauen sind. In Saint-Côme
angekommen, sind wir alle etwas nervös, da heute das Fundament des Hauses
fertiggestellt werden soll. Plötzlich geht es relativ schnell, zwei Lastwagen
fahren vor, der angemischte Beton wird auf die Bodenkonstruktion gepumpt und
wir schauen für zwei Stunden gebannt zu. Danach verschlingen wir einen kleinen
Snack und machen uns zum 200 Meter entfernten Fluss auf, um mit Gaëls Kanu die
Umgebung zu erkunden. Nach zwei Stunden gehen wir zurück, damit wir das
Fundament bewässern können, da man dies anscheinend machen muss, um möglichen
Rissen im Beton vorzubeugen. Den Abend verbringen wir mit Kochen, Marshmallows
brutzeln, stundenlangen Diskussionen unter dem freien Sternenhimmel und die
Nacht im Tipi. Es ist fast zu kitschig, um wahr zu sein.
Am zweiten Tag fahren
wir mit Sack, Pack und Kanu zu einem See, der in einen grösseren Fluss mündet
und geniessen die Ruhe, das wunderbare Wetter und das Herumtollen im erfrischenden
Wasser. Den Abend verbringen wir wieder am Lagerfeuer und es scheint, als würde
uns dreien der Gesprächsstoff nie ausgehen. Wir wachen auf, trotten verschlafen
aus dem Zelt und sehen, wie wiederum ein Monsterlastwagen auf dem Platz steht.
Heute ist der Tag, an welchem nach Wasser gebohrt wird und man weiss nicht, ob
man nach 30 oder 100 Metern darauf stösst. Jeder Meter kostet Geld und so
hoffen wir für Gaël, dass die Prozedur nicht zu lange dauern wird. Und siehe
da, nach 33 gebohrten Metern sprudelt plötzlich Wasser aus dem Loch und wir
fallen uns wiederum in die Arme.
Am dritten Tag machen
wir eine weitere Kanutour in der atemberaubenden Wildnis von Kanada und kehren
vor dem grossen Regen zurück zum Tipi. Wir entschliessen uns in eine
Wellnessoase zu fahren, verbringen dort entspannte Stunden und kehren fürs
Nachtessen zurück nach Saint-Côme. Am letzten Tag in der «Wildnis» bauen Gaël
und Benj ein kleines Gartenhäuschen fertig, Janina entfernt Bretter und Nägel
der Fundamentkonstruktion und nach etwa achtstündiger Arbeit kehren wir müde
aber glücklich nach Montreal zurück.
Tags darauf besuchen
wir Simone, die Cousine von Janina, welche uns das lebendige Montreal und ihre
Freunde näherbringt. An den weiteren Tagen haben wir eine Zirkus-Monti-Reunion
mit fünf der damaligen Artisten, gehen den Schweiz – Brasilien Match schauen, essen
die bekannten Montreal Bagels, besuchen ein Strassenfestival, und zu guter
Letzt geht Benj, Janina hat anderweitig abgemacht, mit Simone und ihren
Freunden ans jeweils am Sonntag stattfindende Elektrofestival.
Jedoch ist es wie
immer im Leben und auch die schönsten Zeiten gehen vorbei. So heisst es, wie
so oft in den letzten Monaten und Wochen, wieder Abschied zu nehmen. Dies
machen wir schweren Herzens und setzen uns in den Flieger Richtung Kolumbien.
Hier angekommen heisst es nun, gegen die sechs Stunden pro Tag Spanisch zu
büffeln und uns in Südamerika einzuleben.
Hier der Youtube-Link
zum Video von Montreal:
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