Feiern, frösteln, Feng Shui

Das Jahr 2017 endet heute und wir wollen ihm ein gebührendes Ende setzen, bevor wir zu neuen Abenteuern aufbrechen. Shanghai bietet viele Möglichkeiten und wir lassen uns von einem Freund, der hier lebt, erklären, dass in gewissen Bars sogar Haie zur Deko rumschwimmen. Zur High Society gehörten wir noch nie und Fische mit grossen Zähnen gefallen uns nicht besonders. Stattdessen entscheiden wir uns für The Mansion; einer in einem Wohngebiet stehenden Clubalternative, gegründet von einem chinesisch-holländischen Künstlerpaar. Rainbow und Tommy betreiben eine Villa, die Menschen mit und ohne künstlerische Fähigkeiten einen Lebensraum bietet (sie arbeiten dafür gratis an der Bar oder als DJs) und sich nachts für Feierfreudige in einen Club transformiert (weitere Infos: 
https://www.google.com/amp/s/shanghairebellion.wordpress.com/2015/06/30/interview-the-mansion-full/amp/)
Um diesen Ort zu erreichen, fahren wir mit der Metro ans Ende von Shanghai und versuchen mit Hilfe von Beschreibungen, viel Reiseerfahrung und Google die Geheimtür in der Mauer (ja, auch hier hat es eine Mauer) mit lila Licht zu finden. Obwohl wir zwei Minuten vor der eigentlichen Türöffnung die Villa erreichen, sind wir nicht alleine auf der Tanzfläche. Innerhalb einer Stunde füllt sich das ganze Haus mit unterschiedlichsten Undergroundgästen Shanghais: alte, junge, kreative, weisse, schwarze und aufällig viele LGBT-Personen. Wir fühlen uns hier pudelwohl. 2018 rückt in windeseile heran und tanzend rufen wir all diesen gutgelaunten Unbekannten Happy New Year entgegen! 

Ausgeschlafen starten wir mit einer Pizza ins neue Jahr, doch Janina fühlt sich auf einmal zunehmends schlechter und landet am selben Abend mit fiesem Fieber im Bett. Benj kümmert sich die nächsten Tage liebevoll um seine Frau und verbringt Stunden neben ihr liegend im Internet. Janina ist zu schwach um das fensterlose Hostelzimmer zu verlassen und liegt in Fieberträumen, was das Surfen im selben Bett zeitweilig anstrengend werden lässt. Reisen bedeutet eben auch, gemeinsam Dinge aushalten, pragmatische Lösungen finden und immer wieder Apotheken aufsuchen, die nur traditionelle chinesische Medizin verkaufen, in der Hoffnung irgendein festgepresstes Kraut würde helfen. Gefunden haben wir bisher keines, probiert jedoch viele. Nach einer Woche im Bett, unzähligen Hustanfällen, die sich kaum beruhigen lassen und schlafen im Sitzen, entscheiden wir im Dunkel der Nacht, anderntags zum Arzt zu gehen. Zum Glück findet Benj Singhealth, Ärzte aus Singapur die Englisch, Deutsch oder Französisch sprechen und nur ein paar Metrostationen entfernt sind. Die Behandlung ist nicht ganz billig (um die 100 SFr.), dafür ohne Wartezeit und äusserst kompetent. Wie immer will der Arzt, dass Janina sofort Antibiotika schluckt, weil ihr sonst eine Bronchitis droht, aber das warten wir erstmal ab, dafür gibt’s rezeptpflichtigen Hustensirup mit Codein (!), ganz frei von chinesischen Kräutern. Wir hoffen, das bisschen Drogen reicht, um dem Husten den Garaus zu machen…

…derweil entspannen wir uns in den Gärten von Suzhou, die zum Weltkulturerbe zählen. Chinesische Gärten sind weltweit bekannt, doch die authentischen besucht, haben vermutlich nur wenige. Wir bis dato sicher nicht. Diese Gärten wurden nach der Wind-und-Wasser-Lehre, besser bekannt als Feng Shui, konstruiert und sollen das Chi, die positive Energie, frei strömen lassen. Soweit so gut. Wir wussten nicht, wie uns geschieht, als wir den grössten Garten dieser Art in Suzhou betreten. Obwohl der Garten im Winter vermutlich nicht seine volle Wirkkraft entfalten kann, fühlen wir uns im Nu ruhiger und passten unser Schritttempo der Umgebung an. Die Bonsais tun den Rest: Alleine die Betrachtung dieser Jahrhunderte alten Baumzwerge ist eine Form der Meditation und lässt das Herz langsamer schlagen.







Kommentare

  1. Uuuschöni Bilder....danke für e Bricht...und ganz gueti Besserig, Janina
    Viel Liebes
    MaRu

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  2. Merci vil mal!! Mega schön!!!

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