Englische Königin und Buddhisten aus aller Welt (13.12.13-16.12.13)

Unser erster und einziger Innlandflug führt uns von Chennai ins sehr arme, nördlich gelegene Kalkutta. Augenfällig ist, dass hier viel mehr Bettler und Strassenkinder umherstreifen als zum Beispiel in Mumbai oder den anderen südlichen Städten. Den ersten Tag verbringen wir mit der Suche eines geeigneten Hotels, checken die verschiedenen Essensmöglichkeiten aus und besuchen den aus allen Nähten platzenden Markt, wo sich trotz noch nie gesehenen, die Strassen verstopfenden Menschenmassen, hupende Autos durchquetschen können. Nach dem Overkill, herbeigeführt durch die Armut, die Lautstärke und die völlige Überbevölkerung, brauchen wir erst einmal Schlaf. Am zweiten Tag besuchen wir unter anderem das Victoria Memorial, welches, von den Briten, die auch hier aktiv waren, zu Ehren der Königin von England gebaut wurde. An diesem Ort wähnt man sich in London Westminster, wären hier nicht hunderte von smartphoneklickenden indischen Touristen, die das Memorial lautstark belagern.




Am Abreisetag nach Bodhgaya entdecken wir auf einem Plakat, dass genau an diesem Wochenende ein Festival in Kalkutta stattfinden würde. Ein richtiges Festival: zwei Tage, sechs Bühnen und 50 Bands. Da wir unsere Weiterfahrt jedoch schon gebucht haben, treten wir schweren Herzens die Weiterreise an und können am Gurten-warm-up nicht teilnehmen. Noch schwerer fällt die Abreise, als wir beim Googeln des armen Bundesstaates Bihar, in welchem auch Bodhgaya liegt, von einem kürzlich verübten Attentat auf den Mahaboditempel (in Bodhgaya) und weiteren Unruhen in der Hauptstadt Patna lesen. Nichtsdestotrotz steigen wir in den Nachtzug und erleben zum ersten Mal eine eher unangenehme Reisezeit. Zum Einen weil die indische Familie in unserem Abteil nicht wie üblich früh schlafen geht, dann spätnachts lautstarke Diskussionen, bei Licht versteht sich, führt, zum Andern weil wir den indischen Winter unterschätzen und erst frühmorgens Schal und Mützen satteln.

In Bodhgaya begrüsst uns eine herbstliche Mittagswärme und lässt uns die unterkühlte, schlafraubende Nacht vergessen. Auf den Strassen Bodhgayas, der wohl bedeutendsten buddhistischen Pilgerstätte weltweit, begegnen sich Menschen aus allen möglichen Ländern und Gesellschaftschichten mit den unteschiedlichsten Motiven. Da chanten die tibetisch-buddhistischen Mönche angeleitet vom gerade anwesenden Rinpoche, dort tanzt ein verladener Bettler zur Musik einer indischen Hochzeit mit trauriger Braut, weiterweg fährt ein thai-buddhistischer Mönch mit Fahrrad Richtung Wat (Kloster), auf der Treppe sprechen Exiltiberterinnen ihre Mantras, im Müll suchen Kinder nach Verwertbarem und dazwischen sind immer wieder asiatische Pilger zu beobachten, die sich von indischen Verkäufern zu allem Möglichen hinreissen lassen. Aufgrund verschärfter Sicherheitsvorkehrungen müssen wir uns zunächst dreimal abtasten lassen, bevor wir den von Göttern befreiten, ehemaligen Hindutempel betreten können. In dessen Zentrum steht der Baum des Erlöschens, unter dem Gautama Siddharta (historischer Buddha) das Nirvana erlangt haben soll. In unmittelbarer Nähe zum Bodhibaum können alle erdenklichen Formen der Meditation beobachtet werden: Stille, Chanting, Körpermeditation und das Aufsagen von Mantras. Innerhalb der streng bewachten Mauern scheint eine globale buddhistische Gemeinschaft zu bestehen und eine Koexistenz von Buddhisten und Hindus, letztere verehren Buddha als Inkarnation Vishnus, problemlos möglich.






Kommentare

  1. Ihr Lieben
    ...im warmen Zimmer sitzend, Ruhe im Haus und draussen...das ist es schwer vorstellbar, welch Eindrücke ihr für Augen, Ohren, Herz erlebt. Aber eure Bilder und die Berichte können dies bis zu einem gewissen Grad sehr lebendig vermitteln!! Danke euch beiden für die unglaublichen Fotos und Berichte!! Benj, feierst du deinen Geburtstag in Kalkutta?
    Von Herzen viel Liebes und heit euch Sorg!!
    MaRu

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  2. DANKE! und gniessets!
    XOXOXOX Klausi

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  3. Lieber Benjamin

    Von ganzem Herzen möchten wir dir zu deinem Geburtstag gratulieren. Wir wünschen dir dazu einen wunderschönen Tag, den du hoffentlich glücklich und zufrieden mit Janina geniessen darfst.
    Mögt ihr beide auf eurer Reise rund um die Welt gesund und munter weiterhin viele spannende und beglückende Begegnungen erleben dürfen.
    Ob ihr im fernen Indien auch Weihnachten feiert? Auf jeden Fall denken wir ganz fest an euch, wenn unser Weihnachtsbaum im Kerzenlicht erstrahlt!
    Für den baldigen Jahreswechsel wünschen wir euch einen guten Rutsch und alles Liebe und Gute!

    Seid beide ganz lieb gegrüsst.

    Regula und Martin

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